Der Online Schachclub BSG Bremerhaven hat es vier Monate nach Gründung geschafft das Turnier zu gewinnen. Der 2½ zu 1½ Sieg gegen Post SV Neustadt am Freitag war das neunte Spiel. Der OS BSG gewannen acht Matches und verlor einmal in der Vorrunde.
Die auch auf der DSOL Datenbank verfügbaren Partien des Endspiels werden auf der Homepage (BSG2020.de) kommentiert. Ein k.o. Turnier mit Gruppenphase steht unter Pokalbedienungen, wie bei der überraschenden Niederlage von Deizisau gegen Porz in der 1. Liga deutlich wurde.
Die Schlüssel zum Erfolg des Online Schachclub waren: die Mannschaft, die Einstellung der Spieler, eine gute Vorbereitung und Organisation sowie eine Mannschaftsführung, bei der sich Mirko und ich sehr gut ergänzten.
Nachdem Mirko und Stephan von der SSG Stotel im Dezember zugesagt hatten das DSOL Turnier beim Online Schachclub mitzuspielen, suchte der Verein die fehlenden Spieler über die Spielerbörse der DSOL. Bedingung war, dass die Spieler vom DWZ Schnitt gut zu unserer Mannschaft passten und wir einen DWZ Schnitt um die 1900 erreichten, um eventuell in der 4. Liga mitzuspielen. Die Auswahl der Spieler entpuppte sich als Glücksgriff. Wir konnten sieben Spieler für die erste Mannschaft anmelden.
Der Zufall wollte es, dass mit Christoph Wozniak (Online Schachclub Bremerhaven), Jochen Schöttker (SC Schwarz-Weiß Northeim), Karsten Bussemer (TSV Plaue) und Mirko Diehl (SSG Stotel/Loxstedt) sich im Laufe des Turniers ein harter Kern von Schach Enthusiasten herausbildete, auf den Verlass war und der in den Partien immer 100% Einsatz brachte und bedingungslos um jeden Punkt kämpften.
Natürlich stellten wir nach Möglichkeit die stärkste Mannschaft auf. Ich hatte jedoch bereits vor Beginn versprochen, dass jeder mal eingesetzt würde.
Daniel Kaiser (Turnverein Bruckhausen 1921 e. V.) und Stephan Nanninga (SSG Stotel/Loxstedt) konnten berufsbedingt selten spielen. Sie kamen jeweils einmal zu Einsatz. Von vorneherein war klar, dass ich selbst nur im Notfall ersatzweise spiele und mich um die Organisation kümmere. Insgesamt habe ich dreimal am vierten Brett (2/3) gespielt. So war sichergestellt, dass wir stets mit einer kompletten Mannschaft angetreten konnten.
Das erste Mal in diesem Turnier hatten wir Glück, als uns die DSOL dann in die 5. Liga eingruppierte, denn anders als bei einer Eingruppierung in 4. Liga, war der Online Club bei 32 Mannschaften eher im oben Viertel der Spielstärke (DWZ) angesiedelt. Ursprünglich hatten wir aufgrund der Erfahrungen mit der DSOL 1 mit einer Eingruppierung in 4. Liga gerechnet, aber das Wachstum der DSOL war so beeindruckend, dass es für uns diesmal nur zur 5. Liga reichte.
In der Vorrunde der 5. Liga A erwischten wir gegen Heisfelde, Hellern und Steglitz einen super Auftakt. Wir gewannen gegen die drei vermeintlich stärksten Konkurrenten die ersten beiden Matches und spielten im Dritten remis. Doch in der 4. Runde verloren wir überraschend gegen den zu diesem Zeitpunkt Vorletzten, Eilenriede und eine Mannschaft zog zurück. Bereits gespielte Partien wurden annulliert. Dann pausierten wir in der 5. Runde, da unser Gegner zurückgezogen hatte. Die Tabelle war sehr unübersichtlich, da die Mannschaften unterschiedlich viele Matches (4 oder 5) ausgetragen hatten. Wir fielen zeitweise zurück auf Rang 4.
Das Liga Orakel, das noch wenig Erfahrung mit Rückzügen hat, prognostizierte bereits Platz drei oder vier in der Vorrunde für uns. Wir spielten aber in Runde 6 und 7 noch gegen die beiden hinten liegenden Mannschaften, Moers und München, und ich wusste, dass bei zwei Siegen unsere Chancen für den Einzug in die Endrunde gutstanden.
Um auf Nummer sicher zu gehen, engagierten ich für die Vorbereitung auf das letzte Spiel gegen München einen Trainer, der uns Online vorbereitete. Gemeinsam analysierten Jochen, Mirko und ich mit Ihm die Partien unserer möglichen Gegner. Die Maßnahme war vielleicht ein bisschen übertrieben, aber als Online Schachclub wollte ein Schachtraining nach Maß mal ausprobieren.
Wie von uns dann erwartet, schlossen wir die Vorrunde auf Platz 2 ab, wurden jedoch vor der Finalrunde aufgrund einer Disqualifikation noch auf Platz 1 hochgestuft. Die Finalrunde konnte nun beginnen.
Im Viertel- und Halbfinale gegen Blankenese und Spraitbach konnten wir mit der stärksten Mannschaft antreten: Christoph, Jochen, Karsten und Mirko. Gegen Blankenese siegten wir nach 2:2 denkbar knapp aufgrund der besseren Berliner Wertung. Gegen Spraitbach wussten wir, dass es äußerst schwer werden würde. Der Spieler an Brett 1 hatte in der Vorrunde und im Viertelfinale eine unwahrscheinliche Siegesserie hingelegt und wir rechneten diesmal mit einer Niederlage an Brett 1. Fortuna stand aber auf unserer Seite und schenkte uns, nach erbittertem Kampf, die notwendigen 2 ½ Punkte an den Brettern 2 bis 4. Glück gehört eben auch dazu.
Leider musste uns unser Spitzenspieler Christoph, der zu diesem Zeitpunkt nur die Partie gegen Spraitbach verloren hatte, für das Endspiel gegen Posthausen absagen. Noch einmal baten wir unseren Trainer uns auf das Endspiel vorzubereiten. Wir analysierten jeweils drei Partien unserer vier wahrscheinlichsten Gegner. Alle waren sich einig, im Finale von dieser Vorbereitung enorm profitiert zu haben.
Wie aufgrund unserer Analysen vermutet, steuerte meine Partie an Brett 4 auf ein Remis zu. Ich spielte eine Lieblingseröffnung, Trompowsky Angriff, und kam schnell in leichten positionellen Nachteil, da mein Gegner den Braten offensichtlich gerochen hatte und eine gute Gegenvariante spielt. Nach dem Tausch der Damen und der Leichtfiguren, stand es bei einem beginnenden Endspiel 2T+B gegen 2T+B bei recht geschlossenen Bauernketten, aber Raumvorteil für den Gegner, eher nachteilig für mich. Nachdem ich ein Remisangebot im 24. Zug abgelehnt hatte, bot ich im 28. selbst remis. Versuche die Sache auf Biegen und Brechen auf Sieg zu spielen, schienen mir eher ins Verderben zu führen. Mein Gegner, der bereits früher eine Vorliebe für schnelle Remise gezeigt hatte, nahm ohne Zögern an.
Natürlich hatte ich mich vor meinem Remis-Angebot über den Stand an den anderen Brettern informiert. Karsten stand auf Gewinn und Mirko stand besser, bei Jochen‘s Partie beschlich mich ein gewisses Unwohlsein. Und so kam es auch. Karsten siegte und Mirko legte einen fulminanten Endspurt hin. Das reicht für ein 2½:1½. Anschließend trafen wir uns noch auf Discord und würdigten das Ereignis mit unseren Freunden. Die ausführlich kommentieren Partien sowie weitere Informationen finden Sie in Kürze auf BSG2020.de.
Wir möchten uns noch mal beim Anti-Cheating Team bedanken und finden, dass es in der DSOL 2 gelungen ist, einen überwiegend fairen Spielbetrieb sicherzustellen. Besonders ermutigend, finden wird die Aussage unseres Verbandspräsidenten, Ulrich Krause, die er in einem Interview mit Sebastian Siebrecht zum Abschluss der DSOL Berichterstattung tätigte. Sinngemäß sagte er, er gehe von einer Neuauflage der DSOL aus und, dass in diesem Fall das Anti-Cheating Team erheblich personell aufgestockt werden würde.
Mit dem Sieg in der DSOL Liga 5 gewinnt der Online Schachclub einen Pokal und hat bei der DSOL 3 das Recht eine Klasse höher zu spielen, als es die Eingruppierung nach DWZ erlaubt.