Gut begonnen, nachgelassen
DsenMM-LV‘ was ist denn das? Hinter dem sperrigen Kürzel verbirgt sich die Senioren- Mannschaftsmeisterschaft der deutschen Landesverbände. Sie wird seit einigen Jahren in zwei Altersklassen 50+ bzw. 65+ ausgetragen. Nach der Corona-bedingten Absage 2020 trafen sich die Oldies 2021 in Ingolstadt: gut durchgeimpft, genesen oder mindestens negativ getestet.
Wie in den vergangenen Jahren schickte der Landesschachbund eine starke 65+-Mannschaft ins Rennen. Leider sah es bei der Generation 50+ andres aus. Sie brachte keinen Vierer zustande. Schade.
Die Meisterschaften waren in diesem Jahr quantitativ und qualitativ gut besetzt. Die Menschen haben wieder Lust auf Schach. In der Kategorie 50+ traten 20 Mannschaften an. Leider fehlten die Landesverbände Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Thüringen und das Saarland.
Das Bremer Team vertraute auf die bewährten „Stammkräfte“ Reiner Franke, Klaus Rust-Lux und Stephan Buchal. Es wurde in diesem Jahr erstmalig durch Karl Juhnke und Hajo Gscheidmeyer verstärkt. In dieser Besetzung wurden wir, gegen unseren Willen, als ‚Mitfavorit‘ gehandelt. Ein Platz im oberen Drittel schien uns aber realistisch.
Der Anfang war für uns furios. In Runde eins erfüllten wir unsere ‚Favoritenrolle‘ gegen Württemberg 2. Wir gewannen hoch mit 4:0. Dann folgte NRW 2. Im Kern die ehemalige Bundesligamannschaft von Essen Katernberg aus den 80er Jahren. Dies war schon ein deutlich härterer Brocken. Dank der Siege von Reiner und Karl meisterten wir diese Hürde: Ergebnis 3:1. In Runde drei trafen wir im Spitzenspiel auf Bayern 1 an. Die Bretter 1 bis 3 spielten Remis. Leider verlor Klaus trotz großen Kampfes an vier gegen den starken Rainer Oechslein. Ein erster Rückschlag. Mittlerweile hatte sich Hajo Gscheidmeyer nach langer Wettkampfpause wieder an die Turnieratmosphäre, die auf dem Bild zu sehen ist, akklimatisiert.
Hajo sprang auf vier gegen Sachsen-Anhalt für Klaus Rust-Lux ein. Er steuerte wie Karl Juhnke ein klares Remis bei. Aber Reiner und Stephan punkteten an den Spitzenbrettern und stellten das deutliche 3:1 sicher. Wir lagen nun mit 6:2 Punkten und 11,5:4,5 Brettpunkten knapp hinter NRW 1 auf Platz zwei. So weit, so gut.
Die folgende Spitzenpaarung gegen verlief dramatisch. Nach einem schnellen Remis von Karl und einem Ausgekämpften von Reiner sah es lange Zeit so aus, als hätte Stephan am Spitzenbrett die besseren Chancen. Klaus verteidigte sich wacker in schwieriger Stellung. Als Stephan seine Vorteile nicht nutzte, stand er zwischenzeitlich sogar auf Verlust, rettet aber einen halben Zähler. Nach 5 Stunden zeichnete sich die Niederlage ab: Klaus verlor.
In der vorletzten Runde war erneut der Einsatz von Hajo geplant. Leider meldete er sich am Vorabend mit einem fiebrigen Infekt ab. Wir änderten die Aufstellung mit Zustimmung von Württemberg eins. Hierfür noch mal unser Dank. Klaus sprang ein. Dieser Kampf endete mit 4 Remisen friedlich, wobei euer Berichterstatter am 1. Brett wieder nur knapp einer Niederlage entging.
Hajo verzichtete vorsichtshalber auf überflüssige Kontakte und reiste einen Tag früher ab.
In der Schlussrunde ereilte uns das Lospech. Der Gegner waren die top-gesetzten Badenser. Nun lief nichts mehr zusammen: Karl begnügte sich mit den weißen Steinen wieder mit einem schnellen Remis. Reiner kassierte nach einem Schnitzer eine seiner seltenen Niederlagen. Klaus verlor. Stephan steuerte weiteren halben Zähler bei.
Die Luft war raus und es reichte am Ende nur zum 9. Platz …
Für eine bessere Platzierung waren unsere Leistungen zu unbeständig. Aber sicher sind 50% gegen Spitzenteams kein miserables Ergebnis. Die Bretter eins bis drei landeten in der Endabrechnung alle bei 4,5 Punkten aus 7 Begegnungen.
In der Einzelwertung: Bei eurem Berichterstatter am Spitzenbrett wechselten sich Licht und Schatten ab. Eine Bilanz mit zwei Siegen und fünf Remisen sieht solide aus. Ich hätte aber zwei Partien mehr gewinnen können, sollen oder müssen. Dafür hatte ich Glück bei mindestens zwei glatten Verluststellungen. Reiner spielte am zwei wie üblich ein starkes Turnier und lag mit 4,5 aus 6 bestens im Rennen. Leider unterlief ihn in der Schlussrunde ein für Ihn untypischer Fehler. Karl an drei gewann die beiden ersten Partien. Er zeigte solide Eröffnungskenntnisse. Insgesamt war er etwas zu friedfertig. Klaus an vier war dagegen kämpferisch wie immer. Er spielte häufig die längsten Matches, hatte aber ungewöhnlich starke Gegner und landete unglücklich bei 1,5 aus 6. Hajos „Comeback“ beschränkte sich leider auf ein Remis. Schön, dass er wieder Lust aufs Turnierschach hat!
Insgesamt war das Turnier in Ingolstadt eine super Veranstaltung. Organisation und Hotel waren tadellos. Die Spielbedingungen waren gut. Es war schön, am „richtigen Schachbrett“ zu sitzen und viele alte (!) Freunde zu treffen.
Alle End- und Einzelergebnisse sowie die Live-Partien an den Spitzenpaarungen auf der Turnierseite: https://dsenmm.de/
Stephan Buchal, Redaktion Peter Frei